TU Graz: InforCidade

InforCidade ist ein Gemeinschaftsprojekt der TU Graz und der Universität von Kap Verde (UniCV), das im Rahmen des Programmes appear (Austrian Partnership Programme in Higher Education and Research of Development) stattfindet und vom OeAD (Österreichischer Austauschdienst) im Rahmen einer Anbahnungsphase gefördert wird.

In einer interkulturellen und interdisziplinären Analyse soll ein gemeinsames wissenschaftliches Verständnis der Qualitäten und Probleme der informellen Wohnraumschaffung hergestellt werden – besonders im Hinblick auf Wohnzufriedenheit, ökologische wie soziale Nachhaltigkeit und Geschlechtergerechtigkeit. Die Betrachtung erfolgt aus einer humangeografischen und einer stadträumlichen Perspektive anhand ausgewählter Gebiete in der Hauptstadt von Kap Verde, Praia. Beteiligte Personen: Frau Dra. Judite Nascimento ist Geografin , hat zum Thema der nachhaltigen Stadtentwicklung dissertiert und behandelt als Lehrende am Departamento de Ciências e Tecnologia (DCT) der UniCV im Rahmen des Studienprogrammes Geografie und Raumordnung die Effekte des dynamischen Urbanisierungsprozesses in Kap Verde. Frau Nascimento berät auch die Planungsministerin, Sara Lopes, in Wohnbaufragen. Frau Dipl. Ing. Jördis Tornquist ist Architektin, Lehrbeauftragte am Institut für Städtebau und Wohnbau der TU Graz und ist im eigenen Architekturbüro mit Schwerpunkt Städtebau tätig. Frau Tornquist kennt Kap Verde und spricht Portugiesisch. Frau Dipl. Ing. Dr. Marlis Nograsek, Stellvertreterin des Vorstandes am Institut für Wohnbau der TU Graz, ist seit 1997 in der Wohnbauforschung und Evaluierung tätig.

Konsulent für die Anbahnung und Erstellung der Forschunganträge: Johannes Fiedler

InforCidade

Institut für Wohnbau der TU Graz, SS 2011 – Projektübung
Leitung: Marlis Nograsek
Projektassistenz: Jördis Tornquist
Partnerin: Dra. Judite Nascimento

Projektablauf

Auf der Grundlage der von der UniCV recherchierten Unterlagen (Fach: Geografie und Raumordnung) werden die von den BewohnerInnen formulierten Wünsche architektonisch interpretiert, via Skype – Konferenzen zwischen den Studierenden beider Universitäten adaptiert und in Entwürfen konkretisiert.

Städtebau: Hier muss unter anderem zwischen weiterer baulicher Verdichtung und dem Erhalt von öffentlichen Freiräumen sorgfältig abgewogen werden. Die bestehenden, improvisierten, intensiv genutzten sozialen Räume sind von großer Bedeutung für den Zusammenhalt der lokalen Gemeinschaft. Auf der informellen Grundlage werden bauliche Entwicklungsszenarien in Modellen erprobt, Freiräume definiert und Infrastruktur und Grünraum zugeordnet, um den lokalen AkteurInnen (BewohnerInnenschaft und Stadtverwaltung) nachhaltige und praktikable und Vorschläge präsentieren zu können.

Wohnen: Es soll die örtliche Realisierbarkeit, sowohl was die Materialien betrifft, als auch mit Hinblick auf das gemeinschaftliche Bauen (juntamão) mit dem Wissenstand der erneuerbaren Energien und dem sinnvollem Einsatz zeitgemäßer Technologien gewährleistet werden. Punktuelle Interventionen individueller Raumprogramme (Wohnen und Werkstatt – evolutives Wohnen– verdichtete Wohnmodelle) werden in Plänen und Modellen erarbeitet.

Soziale Infrastruktur: Von den BewohnerInnen der Gebiete werden soziale Einrichtungen, gewünscht. Die Studierenden erstellen Entwürfe für eine Kapelle und einen Kindergarten, ein Wasch- und Kochhaus, ein Jugendzentrum, sowie Sportplätze und Plätze für kirchliche Zeremonien oder für das Spielen.

Ergebnisse

Die Entwürfe der Studierenden der TU Graz werden von den BetreuerInnen der UniCV und von den BewohnerInnen kommentiert. Das Feedback wird den VerfasserInnen übermittelt und erläutert.

Die gesamten evaluierten Entwürfe werden den VertreterInnen der BewohnerInnenvereinigung (Associação de moradores) vorgestellt. Sie sollen damit eine ideelle Stärkung gegenüber der Behörde erfahren – um ihren Lebensraum behalten zu können. Die gemeinsam erarbeiteten Projekte werden im Rathaus der Stadt Praia zur weiteren Diskussionausgestellt.

Studierende UniCV: Jailson Andrade, Antéro Lopes, Zuleika Pires und Adelino Teixeira

Studierende TU Graz: Agnieszka Backiel, Amor del Pilar Vacas Alvarez, Andreas Draxl, Angelika Hesse, Antonia Nakova, Carina Pammer, Christiane Helga Riedler, Christina Windisch, Cornelia Reiser, Heinz Tiefenbacher, Ingo Steiner, Kanita Elezovic, Katharina Lackner, Maria del Carmen Ladron De Guevara Munoz, Martin Daniel Schnabel, Martina Prisching, Michael Novak, Patrícia Daniela Silva Nogueira, Paulina Dziegielewska, Silvia Gross, Stefan Wabnigg, Thomas Nussbaumer, Verena Auer, Verena Schulter, Vesna Pecanac, Wolfgang Horn

städtebauliche Modelle des bairro São Paulo, Praia


bairro São Paulo, Praia

bairro Alto da Glória, Praia


bairro Alto da Glória, Praia

Chronologie

Skype Konferenz mit der UniCV (Partneruniversität), 11.3.2011
Judite Nascimento, Zuleika Pires, Jailson Andrade, Antéro Lopes, Adelino Teixeira

Zwischenkorrektur mit Gast: Carlos Pires

Skype Konferenz mit der UniCV (Partneruniversität), 14.4.2011
Judite Nascimento, Zuleika Pires, Jailson Andrade, Antéro Lopes, Adelino Teixeira

Präsentation mit Gästen: Doris Dockner und Andrea Redi

Arbeitsmodelle:…was die Studierenden aussagen wollen, wird noch Gegenstand des Seminares und der Übung sein, klar ist dass das Modell ein work in progress sein wird, ein sich ständig veränderbares Modell, wie das „spontane Siedeln und Leben“ deshalb werden die Erschließungswege auch veränderbar bleiben…

InforCidade Finissage Semesterarbeiten 30. Juni 2011

> Einleitung Broschüre: bairro “São Paulo ” (Praia)

> Artikel GAT InforCidade

Artikel GAT_Länderübergreifendes Studierendenprojekt

Spontanes Wohnen – spontane Menschen
informelle Siedlungsgebiete weltweit


TU Graz, Institut für Wohnbau, SS 2011  AK Wohnbau
Leitung: Jördis Tornquist

Im Sommersemester 2011 findet im Rahmen der Architekturausbildung am Institut für Wohnbau ein Seminar statt, das sich mit dem Phänomen der informellen Wohnungsschaffung in weltweit ausgewählten Gebieten auseinandersetzt. Es dient zur Vorbereitung der anschließenden Projektübung InforCidade (s. oben).

Informelle Siedlungsgebiete

Die im Seminar untersuchten Gebiete in Lateinamerika, im Mittelmeerraum, der Türkei, in Südafrika und in Kap Verde gelten nach der Form ihrer Entstehung als informal settlements. Sie basieren nicht auf professioneller Planung, sie sind vielmehr in Eigenregie der BewohnerInnen entstanden. Viele informelle Siedlungen bestehen schon seit einigen Generationen und als eigengesetzliche Mikrokosmen in große Agglomerationen integriert. Laut dem World Urban Forum 5 in Rio de Janeiro 2010 (1) lebt derzeit 1 Milliarde Menschen in informellen Siedlungsgebieten (Prognose für 2050: 3 Milliarden). Die Gebiete sind meist von Armut gekennzeichnet.

Social exclusion, poor sanitation, lack of safe drinking water, high vulnerability to natural disaster, absence of health and education facilities are common in any informal settlement. The settlements are established on marginal land by people who are very poor and do not have any access to land. The settlements also lack of basic infrastructure. In the absence of basic services, the living conditions are poor, unhygienic and prone to all kinds of threats and disease. The inhabitants also live in fear of eviction or relocation.(2)

Die nachhaltige Entwicklungsperspektive sowie das Wachstum der informellen Siedlungen hängt wesentlich von der Bereitstellung von Basisversorgungseinrichtungen und adäquaten Verkehrsinfrastrukturen ab. Aber auch Maßnahmen im Sozialbereich und die Sicherheit der Bestandsverhältnisse, also die Formalisierung der Gebiete, sind dazu nötig. Je nachdem, in welchem Ausmaß und in welchem Zeitrahmen diese Bedingungen geschaffen werden, bedeutet das für informelle Siedlungen, dass sie sich positiv in Richtung reguläre Wohngebiete entwickeln oder zum Slum degradieren, mit der Konsequenz, dass ihre BewohnerInnen früher oder später von der formellen Entwicklung verdrängt werden.

In den letzten Jahrzehnten hat sich ein bestimmtes Maß an Wertschätzung für informelle Stadtgebiete entwickelt. Nicht nur wegen ihres “malerischen” Erscheinungsbildes, sondern auch aus der Bewunderung für die Überlebensstrategien ihrer BewohnerInnen, wird das Leben der Menschen, unter anderem in zeitgenössischen Filmen thematisiert: Orfeu Negro (1959), Megacities (Michael Glawogger (A), 1998), Slumdog Millionaire (Danny Boyle (GB), 2008)

(1) UN-HABITAT – United Nations Human Settlements Programme
(2)Upgrading Informal Settlements in Kandahar City UN-HABITAT

Präsentation mit Gast: Eduardo Cunha

> Pesquisa
AK WB Resumé Tornquist

Information zum Fornschungsprojekt-Cabo Verde
Universidade de Cabo Verde (UniCV)

archurb · 01.02.2011
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