TU Graz
genius loci, Genie und Ort
TU Graz, Institut für Architekturtheorie, Kunst- und Kulturwissenschaften (AKK) , Prof. Anselm Wagner;
WS 2014 – Seminar Entwurfspraktiken
Leitung: Jördis Tornquist

Stets prägt die Physis des Ortes und dessen kulturelle Bedingung die bauliche Form. Im Architekturentwurf ist es entscheidend, diese Bedingungen zu erkennen und zu interpretieren. Aus dem gelungenen Entwurf spricht dann der „Genius Loci“.
Die Studierenden werden aufgefordert, Bauwerke zu identifizieren, die zeigen, wie der „menschliche Genius“ mit dem „Genius des Ortes“ in Wechselwirkung getreten ist. Sie werden fragen, welches die Motive für die Lage, den Typus und für die Organisation des Raumes gewesen sind, und sie werden zeigen, welche Bedeutung damit generiert wird.
Die steirische Nachkriegsmoderne und die „Grazer Schule“ bieten dazu viele Beispiele.
Da sich der Entwurfsvorgang der unmittelbaren wissenschaftlichen Kausalität entzieht, wird in der Lehrveranstaltung die Kritikfähigkeit der Studierenden an bestehenden Bauten gefördert – um für ihre eigene Entwurfspraxis das Fragestellen zu lernen, Denkprozesse in Gang zu setzen und ein Weiterdenken anzuregen.
Wir werden versuchen zu erkennen, welches die Motive für Platzierung am Ort und die Organisation im Raum, für den Typus und die Materialität der Bauten gewesen sein könnten und welche Bedeutung damit generiert wird. Wir hoffen zu entdecken, mit welchen Werkzeugen die Idee umgesetzt wurde. Wir fragen uns, wie sich der Kontext weiterentwickelt hat und wie das Bauwerk heute vor Ort wirkt.
Skizzieren und Beschreiben als Wahrnehmungstraining stehen im Vordergrund. Halten wir es mit Raimund Abraham, dessen wichtigster Impuls für den Entwurf die Auseinandersetzung mit dem „site“ war und seinen allerletzen Worten zu den Studierenden: “all you need is a piece of paper, a pencil and a desire to make architecture.”
Weinzödl – Wohnen am Fluss
TU Graz, Institut für Städtebau, SS 2013 – Projektübung Prof. Joost Meuwissen;
Leitung: Jördis Tornquist
Die Aufgabe der Studierenden war es, nach einer vertieften Recherche unterschiedlicher Themengebiete die Charakteristik von Weinzödl zu bestimmen und Strategien und Projekte für ein Gebiet von rund 6 ha zu bearbeiten. Eine langfristige Entwicklung zu einem Stadtteil mittlerer Dichte war anzustreben. Das bestehende Dorf sollte arrondiert werden. Dadurch könnte die historische Bausubstanz aus ihrer Bedeutungslosigkeit geholt werden. Die Einbeziehung des technischen Bauwerkes der Staustufe ist erforderlich und der Naturraum spielt im Hinblick auf eine nachhaltige Entwicklung eine zentrale Rolle.
In meiner Erinnerung ist die Au neben der Mur eine riesige Fläche, auf der ich mir verloren vorkam. Schwere Regenwolken hängen vom Himmel, Licht- und Schattenspiele fließen über das spärliche Gras auf dem sandig-schottrigen Boden. In der Ferne das von hohen Büschen bewachsene Ufer der Mur. Der Fluss war in heißen Sommertagen nahezu ausgetrocknet. Schotterbänke traten zutage, Felsen, über die ich bis zur Flussmitte balancieren konnte – dann wieder, nach starken Regenfällen, schwoll er dunkel und gewaltig an, umschwemmte die Brücke und ergoss sich über die weite Fläche. Einmal musste ich sogar umkehren, so hoch stand das Wasser in der Wiese.
aus Gerhard Roth: Das Alphabeth der Zeit
Joost Meuwissen:
Unmittelbares Ziel der Übung ist es, die Ufergebiete nahe der Mur rund um das Kraftwerk Weinzödl in Graz-Nord unter Einbeziehung des Bauwerkes der Staustufe “denkmalhaft kreativ” zu renaturieren und zu restaurieren, vielleicht schöner als es je gewesen ist, die Erschließungs- und Wegrelationen in den für alle Verkehrsarten idealen Zusand, welcher vorher vielleicht niemals gewesen ist, zu bringen und das Dorfgebiet Weinzödl mit Wohngebäuden und Wohnhäusern ohne Dichte oder ohne den Ausdruck von Dichte im Sinne eines zeitgemäßen Suburbia oder Resort zu arrondieren. Kurz: in Weinzödl soll Glück für alle Leute kommen, für diejenigen, die dort leben, aber auch für diejenigen, die dort gar nicht leben.
It is the main goal of this exercise to restore the areas by the riverside and around the hydro-power station Weinzödl in northern Graz, re-vitalizing and re-naturalizing it in a “creative conservational” way. It is about finding an ideal solution of access and connection for all forms of traffic –in a way that it might have never been before – and to consolidate the old buildings without density or without expression of density to become a contemporary suburbia or resort. Weinzödl should bring happiness to all people: to those who live there, and to the ones that do not.
Jördis Tornquist:
Das Dorf
Weinzödl ist ein alter Weiler am nördlichen Stadtrand von Graz, der seit 1100 nachweisbar ist. Der Name hat sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert. „Weinzierl“ jedenfalls lässt sich auf den Weinanbau im Mittelalter zurückführen. Die meisten Bewohner/innen waren damals sogenannte „Kleinhäusler“. Sie besaßen nicht ausreichend Land, um sich “Bauern” nennen zu dürfen und sie bestellten ihre Felder für „die Herrschaft“, wie das Stift Admont oder die Eggenberger. Eine Kapelle aus 1864 bildet den Dorfmittelpunkt.
Westlich des Dorfkerns gab es über 300 Jahre eine Brücke über den Fluss, die Mur, über die die Poststraße nach Wien führte. Die Brücke wurde 1953 abgebrochen. Flussabwärts befand sich der „linke Mühlgang“ , der 1976 trockengelegt wurde. Trotz zahlreicher Regulierungsmaßnahmen im 19.JH wurde das Dorf immer wieder überschwemmt.
Im Jahr 1982 ging das Laufkraftwerk Weinzödl in Betrieb. Es hat eine Leistung von 16 MW und dient u.a. zur Versorgung des Plabutschtunnnels (A9-Phyrnautobahn). Da im Zuge des Kraftwerksbaus ein Damm errichtet wurde, ist der Ort Weinzödl heute vom Flussufer getrennt.
Topographisch liegt Weinzödl zwischen der Kanzel und dem Admonter Kogel im Norden und dem Burgberg mit der Ruine Gösting im Süden im tief eingeschnittenen Tal der Mur, das einen wichtigen Frischluftkorridor für Graz darstellt. Die Talenge ist heute von Verkehrsinfrastruktur geprägt: Autobahnzubringer, Bundesstraße und Südbahn erzeugen einen hohen Lärmpegel. Die Wohnnutzung ist dadurch unattraktiv geworden.
Das Dorfgebiet ist noch weitgehend von landwirtschaftlich genutzten Flächen umgeben. Aufgrund der Nähe zum Fluss und am Rande des Grazer Berglandes ist das Gebiet Wassereinzugsgebiet und als solches teilweise geschützt. Es konnte sich dort eine seltene Flora und Fauna erhalten. In zunehmendem Maß siedeln sich Freizeitnutzungen an. Es gibt einen Klettergarten, einen Reitstall, ein Fußball-Trainingszentrum und eine relativ neue Heimgartenanlage. Mit der sich verbessernden Wasserqualität wird die Mur in zunehmendem Maß für den Wassersport interessant. Im Bereich Weinzödl wird der Fluss zum Paddeln genutzt.
Überlagerung Plan 1904 (Stadtarchiv Graz) Grafik: Jördis Tornquist
Weinzödl – ein von Infrastrukturbauten fragmentierter und marginalisierter Stadtteil von Graz: Der historische Ganglhof und die Häuser Nr.58,34,33,29 sind im Laufe der Zeit abgebrochen worden. Die Häuser: Nr. 54,55,(41,58,)31,32,35,36 sind in ihrer Lage noch erkennbar.
Die Projekte
In den vorliegenden fünf Projekten wird deutlich, dass Weinzödl wegen seiner Nähe zur Innenstadt von Graz und wegen seines Naturraumes ein großes Potenzial hat, Lebensqualität zu bieten.
Die Studierenden haben im ersten Schritt versucht, unterschiedliche Verkehrslösungen zu erarbeiten, da wegen der extremen Verkehrsbelastung eine Entwicklung des Gebietes heute nur schwer möglich ist. Durch die Tallage wird der Verkehrslärm stark reflektiert, daher wurden Lärmschutzeinrichtungen bzw. Eintunnelungen für Autobahnzubringer und Südbahnstrecke am rechten Murufer angedacht.
Da das Gebiet derzeit weder mit öffentlichem Verkehr noch mittels einer guten Radverbindung ausgestattet ist, haben die Studierenden Vorschläge zur Verbesserung der Erreichbarkeit von Weinzödl erarbeitet. Die Lösungen gegen die Dominanz des Autoverkehrs reichen von der Umleitung der Bundesstraße auf das das rechte Murufer, um Einrichtungen wie Begegnungszonen und Complete Streets im Dorfgebiet Weinzödl zu ermöglichen, bis zum „Brechen der Linearität der Wienerstrasse“ im Gebiet Weinzödl : das Knicken, Schwingen oder die räumliche Auflösung des Straßenzuges könnte eine Methode sein, um das Verhalten der KFZ- Lenker intuitiv zu beeinflussen damit sie langsam fahren.
Die Studierenden haben sich Gedanken darüber gemacht, ob die Ausbreitung von gewerblichen Einrichtungen, die dort und da schon zu bemerken sind, den Untergang des Dorfes Weinzödl bereits einleitet. Das zeigt sich auch in unzählig abgestellten Schwerfahrzeugen im Ortskern, selbst unmittelbar neben der Kapelle.
Es wurde beobachtet, dass Weinzödl, weil fußläufig gänzlich abgeschnitten, von den Grazern selbst nicht als zu Graz gehörig empfunden wird. In mehreren Projekten wurde daher das Kraftwerk als Brücke an das andere Ufer vorgeschlagen, manchmal als Geh- und Fahrradweg und manchmal nur als ökologische Grünbrücke.
Weinzödl ist aber durch seine historische Siedlungsstruktur und seine Geschichte eine wichtige Eintrittspforte vom Norden nach Graz. Bestehende Nutzungen wie Wohnen und Freizeit sind ideale Programme für Weinzödl und sollten jedenfalls gestärkt und langfristig weiter entwickelt werden. Durch einen Zuzug an Bewohner/innen kann die derzeit meist herabgekommene Bausubstanz gestärkt werden, indem sie einen neuen Stellenwert bekommt. Gewachsene Strukturen sind ein Ankerpunkt für Menschen, auch für jene, die nach Weinzödl ziehen wollen.
Studierende:
1_ Stephanie FORSTNER, Silvia JAVERNIG, Joanna SILVO
2_ Sonja BRANDSTETTER, Barbara SCHLOFFER, Katharina WERNIG, Iyad AFANA
3_ Yvonne LANDL, Markus STRADNER, Thomas WOLF
4_ Manuela HACKHOFER, Olivia PURKARTHOFER, Emmy RAUSCHER, Nadja SAXER
5_ Andreas EIBL, David HEILINGER, GAO Ying, Phillipp ZRIM


Zwischenpräsentation Gastprüfer: Johannes Fiedler, Susan Kraupp
Schlußpräsentation: Joost Meuwissen, Jördis Tornquist, Susan Kraupp
Gastkommentator: Klemens Klinar (Stadtplanungsamt)
Projektauswahl:
Yvonne LANDL, Markus STRADNER, Thomas WOLF:
—————————————————————-
Manuela HACKHOFER, Olivia PURKARTHOFER, Emmy RAUSCHER, Nadja SAXER:
> Projektbeschreibung: Nadia Saxer
—————————————————————-
Stephanie FORSTNER, Silvia JAVERNIG, Joanna SILVO:
springlike – Wohnbauten sprießen in Wien – Leopoldstadt
TU Graz, Institut für Wohnbau, SS 2012 – Entwerfen 4
Leitung: Jördis Tornquist
Ausgehend von einem, im Oktober 2011 von der Stadt Wien ausgelobten städtebaulichen Wettbewerb, soll ein Teil des Nordbahnhofgeländes für die Wohnbauübung bearbeitet werden.
Die Stadt Wien sieht hier eine massive Wohnbebauung entlang einer neuen, einen Kilometer langen Allee vor. Laut Ausschreibung „soll sich diese Achse zu einem zeitgemäßen städtischen Boulevard entwickeln“. Zunächst wird die Auseinandersetzung mit der Linearität und dem Begriff „Boulevard“ gesucht. Ist dieses Bild, das aus dem 19. Jahrhundert stammt und für ein bestimmtes Lebensgefühl steht, noch relevant? Sollte man sich nicht vom bürgerlichen Weltbild des „Flaneurs“ /der „Passante“ lösen und zeitgemäße Spannung, Kraft und Vielfalt entstehen lassen? Welche Rolle spielt heute der öffentliche Raum für das Wohnen in der Stadt? Wie kann man der Monotonie und der sozialen Entmischung, die der Massenwohnungsbau mit sich bringt, vorbeugen? Wie kann man Abwechslung in die zu erwartende Wiederholung des immer gleichen Programmes von Gebäuden bringen? Welche Art von Bauten benötigen junge Menschen aus der Kreativszene des 2. Bezirkes und Großfamilien mit Migrationshintergrund? Wie passt diese Form der Verdichtung zum Image einer Stadt, der in internationalen rankings die weltweit höchste Lebensqualität zugesprochen wird?
Ziel der Übung ist es, auf dem Nordbahnhofgelände Wohnhäuser für rund 1.000 Menschen sprießen zu lassen und zu zeigen, wie im Zusammenwirken aus Gebäude, Grünraum und Straße ein lebendiges Stadtviertel entsteht.
Schlusspräsentation 28.6.2012
Auf der Basis des gemeinsam gewählten städtebaulichen Siegerprojektes “The Green Mile” entstehen auf den einzelnen Baufeldern eigenständige Entwürfe. Alle Arbeiten stellen eine starke Vernetzung von Grundstück und Gebäude her, es gibt keine Grünfläche als Restfläche: kein „soziales Grün“ oder „Abstandsgrün“, sondern urbaner öffentlicher Raum.
xStudierende:
xIneska Alibabic
xCora Christian
xStefan Damegger
xJörg Dittus
xChristian Fian
xEva- Maria Gilli
xKerstin Gruber
xOlivia Killian
xKonstantin Knauder
xPei-Hsin Lee
xSaša Mujagic
xKlaus Posch
xKatija Violic
xErich Waglechner
Gastkritik von: Marlis Nograsek, Wolgang Purt, Johannes Fiedler, Johannes Paar
InforCidade
InforCidade ist ein Gemeinschaftsprojekt der TU Graz und der Universität von Kap Verde (UniCV), das im Rahmen des Programmes appear (Austrian Partnership Programme in Higher Education and Research of Development) stattfindet und vom OeAD (Österreichischer Austauschdienst) im Rahmen einer Anbahnungsphase gefördert wird.
Information zum Forschungsprojekt-Cabo Verde
Universidade de Cabo Verde (UniCV)
InforCidade
Institut für Wohnbau der TU Graz, SS 2011 – Projektübung
Leitung: Marlis Nograsek
Projektassistenz: Jördis Tornquist
Partnerin: Dra. Judite Nascimento
Projektablauf
Auf der Grundlage der von der UniCV recherchierten Unterlagen (Fach: Geografie und Raumordnung) werden die von den BewohnerInnen formulierten Wünsche architektonisch interpretiert, via Skype – Konferenzen zwischen den Studierenden beider Universitäten adaptiert und in Entwürfen konkretisiert.
Städtebau: Hier muss unter anderem zwischen weiterer baulicher Verdichtung und dem Erhalt von öffentlichen Freiräumen sorgfältig abgewogen werden. Die bestehenden, improvisierten, intensiv genutzten sozialen Räume sind von großer Bedeutung für den Zusammenhalt der lokalen Gemeinschaft. Auf der informellen Grundlage werden bauliche Entwicklungsszenarien in Modellen erprobt, Freiräume definiert und Infrastruktur und Grünraum zugeordnet, um den lokalen AkteurInnen (BewohnerInnenschaft und Stadtverwaltung) nachhaltige und praktikable und Vorschläge präsentieren zu können.
Wohnen: Es soll die örtliche Realisierbarkeit, sowohl was die Materialien betrifft, als auch mit Hinblick auf das gemeinschaftliche Bauen (juntamão) mit dem Wissenstand der erneuerbaren Energien und dem sinnvollem Einsatz zeitgemäßer Technologien gewährleistet werden. Punktuelle Interventionen individueller Raumprogramme (Wohnen und Werkstatt – evolutives Wohnen– verdichtete Wohnmodelle) werden in Plänen und Modellen erarbeitet.
Soziale Infrastruktur: Von den BewohnerInnen der Gebiete werden soziale Einrichtungen, gewünscht. Die Studierenden erstellen Entwürfe für eine Kapelle und einen Kindergarten, ein Wasch- und Kochhaus, ein Jugendzentrum, sowie Sportplätze und Plätze für kirchliche Zeremonien oder für das Spielen.
Ergebnisse
Die Entwürfe der Studierenden der TU Graz werden von den BetreuerInnen der UniCV und von den BewohnerInnen kommentiert. Das Feedback wird den VerfasserInnen übermittelt und erläutert.
Die gesamten evaluierten Entwürfe werden den VertreterInnen der BewohnerInnenvereinigung (Associação de moradores) vorgestellt. Sie sollen damit eine ideelle Stärkung gegenüber der Behörde erfahren – um ihren Lebensraum behalten zu können. Die gemeinsam erarbeiteten Projekte werden im Rathaus der Stadt Praia zur weiteren Diskussionausgestellt.
Studierende UniCV: Jailson Andrade, Antéro Lopes, Zuleika Pires und Adelino Teixeira
Studierende TU Graz: Agnieszka Backiel, Amor del Pilar Vacas Alvarez, Andreas Draxl, Angelika Hesse, Antonia Nakova, Carina Pammer, Christiane Helga Riedler, Christina Windisch, Cornelia Reiser, Heinz Tiefenbacher, Ingo Steiner, Kanita Elezovic, Katharina Lackner, Maria del Carmen Ladron De Guevara Munoz, Martin Daniel Schnabel, Martina Prisching, Michael Novak, Patrícia Daniela Silva Nogueira, Paulina Dziegielewska, Silvia Gross, Stefan Wabnigg, Thomas Nussbaumer, Verena Auer, Verena Schulter, Vesna Pecanac, Wolfgang Horn
städtebauliches Modell des bairro São Paulo in Praia
Chronologie
Spontanes Wohnen – spontane Menschen
Gebieten informelle Siedlungsgebieten weltweit
Im Sommersemester 2011 findet im Rahmen der Architekturausbildung am Institut für Wohnbau ein Seminar statt, das sich mit dem Phänomen der informellen Wohnungsschaffung in weltweit ausgewählten Gebieten auseinandersetzt. Es dient zur Vorbereitung der anschließenden Projektübung InforCidade (s. oben).
Informelle Siedlungsgebiete
Die im Seminar untersuchten Gebiete in Lateinamerika, im Mittelmeerraum, der Türkei, in Südafrika und in Kap Verde gelten nach der Form ihrer Entstehung als informal settlements. Sie basieren nicht auf professioneller Planung, sie sind vielmehr in Eigenregie der BewohnerInnen entstanden. Viele informelle Siedlungen bestehen schon seit einigen Generationen und als eigengesetzliche Mikrokosmen in große Agglomerationen integriert. Laut dem World Urban Forum 5 in Rio de Janeiro 2010 lebt derzeit 1 Milliarde Menschen in informellen Siedlungsgebieten (Prognose für 2050: 3 Milliarden). Die Gebiete sind meist von Armut gekennzeichnet.
Social exclusion, poor sanitation, lack of safe drinking water, high vulnerability to natural disaster, absence of health and education facilities are common in any informal settlement. The settlements are established on marginal land by people who are very poor and do not have any access to land. The settlements also lack of basic infrastructure. In the absence of basic services, the living conditions are poor, unhygienic and prone to all kinds of threats and disease. The inhabitants also live in fear of eviction or relocation.²
Die nachhaltige Entwicklungsperspektive sowie das Wachstum der informellen Siedlungen hängt wesentlich von der Bereitstellung von Basisversorgungseinrichtungen und adäquaten Verkehrsinfrastrukturen ab. Aber auch Maßnahmen im Sozialbereich und die Sicherheit der Bestandsverhältnisse, also die Formalisierung der Gebiete, sind dazu nötig. Je nachdem, in welchem Ausmaß und in welchem Zeitrahmen diese Bedingungen geschaffen werden, bedeutet das für informelle Siedlungen, dass sie sich positiv in Richtung reguläre Wohngebiete entwickeln oder zum Slum degradieren, mit der Konsequenz, dass ihre BewohnerInnen früher oder später von der formellen Entwicklung verdrängt werden.
In den letzten Jahrzehnten hat sich ein bestimmtes Maß an Wertschätzung für informelle Stadtgebiete entwickelt. Nicht nur wegen ihres “malerischen” Erscheinungsbildes, sondern auch aus der Bewunderung für die Überlebensstrategien ihrer BewohnerInnen, wird das Leben der Menschen, unter anderem in zeitgenössischen Filmen thematisiert: Orfeu Negro (1959), Megacities (Michael Glawogger (A), 1998), Slumdog Millionaire (Danny Boyle (GB), 2008)
Präsentation mit Gast: Eduardo Cunha
> Pesquisa
> AK WB Resumé Tornquist
Wohnen im Kontext
Institut für Wohnbau der TU Graz, SS 2011, Vorlesung
Vortragender: Johannes Fiedler
upgrade: continuity and change – Graz, Kalvarienberg <rundum> 2010
TU Graz, Institut für Städtebau, SS 2010 – Projektübung Prof. Joost Meuwissen;
Leitung: Jördis Tornquist
Ausloberin:
University of Architecture and Urbanism “Ion Mincu” Bucharest
18-20 Academiei Street, 010014
Bucharest, Sector 1, Romania
Thema:
Ageing places, buildings and natural environments require delicate interventions. There are two frequently used approaches: subtle changes acting as a neutral background to highlight valuable building features; or broad changes permeating the place, establishing a dialogue between old and new features, possibly creating a new interpretation. There is however a further type of approach, one that empowers the place.
Many ageing buildings loose their character and are forgotten; similarly some entire areas, for various reasons, do not keep up with the times and fall out of fashion. These are the places we must address through architectural intervention generating empowerment, giving them an “upgrade”.
There are previously overlooked areas which can be empowered by an inspired architectural intervention. Subsequently, an upgrade may help communities by providing architectural support to answer their needs.
The modern era developed a preference for fractured progress. Displeased, rightfully or not, by the development and evolution of art, people have proved themselves willing to initiate radical changes, introduce new rules, reverse almost anything, and ultimately invent new universes. And more than once, cultural movements fused with or became companions of political ones. Denying almost everything that had occurred until then, new movements were introduced as the “real art” portraying a new version of the perfect world. But for a culture to exist and mature, one crucial ingredient is essential: CONTINUITY. Only continuity over generations offers a culture the chance to survive historical changes. Continuity however does not mean imprisonment in one point of time but perseverance and trust in a value system.
Continuity does not follow fashion trends and neither aims, emphatically or arrogantly, to alienate them. Novelties are not a nuisance to a culture. Instead, they are – precisely through continuity – easily assimilated and accepted. Therefore the continuity of one culture means a permanent transformation, without an extreme departure from everything that existed before.
No architect thinks that a building that they design would ever become an artifact; on the contrary, all architects believe that they are creating buildings that would always house life. Buildings are permanently changing, according to the lives of people and communities they accommodate. Yet within the changes there is a consistency that ensures CONTINUITY.”
1498 wurde der „Austein“ erstmalig erwähnt, er besteht aus grünem Schiefer und ragte einst aus der Aulandschaft der Mur nördlich von Graz. Im Zuge der Gegenreformation (in Graz ab 1600) wurde der er als Kalvarienberg bebaut und beherbergt seither unter anderem eine Kreuzigungsgruppe, wobei die heute dort stehende Plastik des Christus am Kreuz (18.JH) ursprünglich für die Keplerbrücke geschaffen wurde.
Bis 1938 lag der Kalvarienberg noch am nördlichsten Stadtrand von Graz, erst mit der Eingemeindung von Göstig (erwähnt 1138, gostinca, gozd ) bekam eine zentrale Stadtlage. Die Überfuhrgasse zeugt noch von dem bis in die 1950ger Jahre funktionierenden Floss-Verkehrs am Fuße des Kalvarienberges.
Rund um den Kalvarienberg gilt die Schutzzone V (AGIS). Abgesehen von diesem kleinen Vorstadtkern ist das Gebiet jedoch extrem inkohärent, bestehend aus kirchlichen Einrichtungen, Umspannwerk, Kleingärten, Wohnblocks…uvm.
< Stadtdialog – dialoguecity > Simone Frattnig und Theresa Haas
< Orte zur temporären Aneignung > Thomas Kalcher, Peter Kanzler, Jürgen Patjens
< ex ponto > Jasna Kuljuh
Workshops – Graz, Schörgelgasse: 2009 – 2011
Espèces d´espaces
Institut für Wohnbau der TU Graz, WS 2011/12 – WS1
Leitung: Jördis Tornquist
Analyse nach George Perec: „Ich weiß nicht und will es auch nicht wissen, wo das Funktionale beginnt und wo es aufhört. Auf jeden Fall ist mir völlig klar, dass bei der Musteraufteilung der Wohnungen von heute das Funktionale nach einem eindeutigen, fortlaufenden und nykthemeralen Verfahren funktioniert: die täglichen Verrichtungen entsprechen Stundenabschnitten und jedem Stundenabschnitt entspricht einer der Räume der Wohnung…“ (aus Perec 1974 Kapitel 3: Die Wohnung)
2 GEORGE PEREC: Träume von Räumen, Fischer Verlag ©1994 , Original: Espèces d’espaces, Édition Galiée ©1974
Überlegen – Überformen – Übersiedeln
TU Graz, Institut für Wohnbau, WS 2010/11 – WS3
Leitung: Jördis Tornquist
Wir planen ein Stadthaus für eine Baugemeinschaft
TU Graz, Institut für Wohnbau, WS 2009/2010 – WS1
Leitung: Jördis Tornquist
Das Leben in der Stadt wird wieder zunehmend geschätzt.
Anti-Cocooning
TU Graz, Institut für Wohnbau, SS 2009 – Entwerfen 4
Leitung: Jördis Tornquist

Initiiert von Johannes Fiedler, unterstützt von Asset One AG, Betreuer: Mark Blaschitz

← zurück zur Übersicht